Da ist was, das mit mir singt und lacht, das für mich arbeitet und auch sonst nur Freude macht. Doch nach all den schönen Stunden, keimt in mir ein Verdacht. Hab ich die ganze Zeit doch nur mit mir selbst verbracht?
Der Begriff KI oder besser generative KI wird zurzeit sehr inflationär gebraucht. Wie mir scheint ohne unbedingt zu wissen, was KI eigentlich ist. Hauptsache KI ist drin! Tatsächlich arbeiten alle Big Tech Player mit Hochdruck an dem Einsatz von KI in ihren Produkten. Die Claims werden jetzt abgesteckt, wer zu spät kommt, büßt Marktanteile ein.
Was ist denn nun so intelligent an KI?
Gehen wir mal etwas zurück in der Zeit. Personal Computer waren damals eine klobige Mischung aus Schreibmaschine und Rechner. Die Eingaben erfolgten über eine Tastatur, die Rechenoperationen waren überschaubar und der eigentliche Nutzen lag in Speicherung und schneller Verarbeitung von Daten.
Die nächste große Entwicklung kam mit dem Internet. Das was die Rechner konnten wurde immer komplexer, die zu verarbeitenden Daten wurden vielfältiger und wesentlich mehr. Nicht nur Texte, sondern Audio, Video, grafische Elemente und Interaktionen mit dem User in Echtzeit wurden möglich. Die Programme für Speicherung und Verarbeitung wurden durch Apps ersetzt, die eine Vielzahl von Anwendungsbereiche abbilden. Trotzdem erfolgt die Kreation und Eingabe der Inhalte und die Festlegung über den Funktionsumfang der App durch den Menschen, z. B. den Programmierer oder den/die User.
Die Idee der künstlichen Intelligenz ist eine Maschine, die Inhalte, Antworten oder Lösungen selbst erschafft, die die Arbeit erleichtert, Personal einspart, Forschung und Innovation fördert. Der User braucht nur noch die Frage oder die Aufgabe zu stellen und die Maschine liefert die Antwort oder Lösung.
Dabei ist zu beachten, dass die Intelligenz einer KI durch das langwierige und aufwändige Einpflegen und Korrigieren von Daten kommt, das so genannteTraining, welches durch Menschen erfolgt. Das Erschaffende an einer generativen KI ist die Ausgabe einer Zusammenstellung dieser Daten, wobei die Maschine den Modus operandi zur Zusammenstellung nach anfangs festgelegten Algorithmen wählt. Diese Algorithmen sind altbekannt und werden in jedem elektronischen Bauteil eingesetzt. Also auch nichts Neues. Weil dem User die im Hintergrund ablaufenden Operationen verborgen bleiben und alles schnell passiert, erweckt es den Anschein, die KI würde selbst entscheiden. Aber dem ist de facto nicht so. Die Maschine wählt den Algorithmus, den sie verwendet nach der Fragestellung aus. Die KI ist letzlich ein Computer mit einem immensen Datenbanken-Netzwerk mit noch mehr Rechenleistung, der Aufgaben anhand der Fragestellung mit den zur Verfügung stehenden Operationen beantwortet. Eigentlich genau das, was smarte Geräte heute schon tun, nur mit viel mehr Daten und flankierenden Regeln.
Ein Beispiel
Frage ich eine KI, ob 1 + 1 = 2 eine richtige Antwort ist und warum, und diese KI wurde mit Mathematik trainiert. Dann wird die KI mir mit Ja antworten und eine mathematische Begründung liefern. Hingegen auf die Frage, ob 1 + 1 = 3 eine richtige Antwort ist, antwortet dieselbe KI mit Nein.
Nun frage ich eine KI, die mit zwischenmenschlichen Beziehungsmodellen trainiert wurde, ob 1 + 1 = 3 eine richtige Antwort ist. Dann könnte die KI ausgeben, soweit sie über einen gewissen Abstraktionsgrad verfügt, dass 1 + 1 = 3 nur ein Synomym für zwei Menschen ist, die sich zusammenfinden, um z. B. ein Kind zu haben. Dieses könne man weder als richtig noch als falsch bewerten.
Dieses Beispiel macht deutlich, dass eine KI davon lebt, was wir vorher eingespeichert haben. Wird die KI mit falschen, politisch einseitigen oder gesellschaftlich fragwürdigen Daten trainiert, dann wird sie auch genau die wieder ausgeben.
Was ist ein Algorithmus?
Ein Algorithmus ist eine definierte Vorgehensweise, um von der Fragestellung zur Antwort zu gelangen. Das beste Beispiel für einen Algorithmus ist ein Kochrezept.
Im maschinellen oder digitalen Bereich geben Algorithmen den (dummen) Maschinen die Lösungswege vor. Das ist auch bei KI nicht anders. Eine KI enthält ein Repertoire an Algorithmen, die durch die jeweilige Fragestellung angestoßen werden. Diese Algorithmen begründen sich letztendlich auf Mathematik, d. h. sie wurden seit Erfindung der Computer nicht wesentlich verändert oder erweitert.
Der menschliche Fehler
Unter uns Menschen bewundern wir immer diejenigen, die viel wissen. Wir sind geneigt, denen die Führung zu übertragen, die sich im jeweiligen Bereich am besten auskennen. Und das hat sich in der Regel auch bewährt.
Das die KI erst einmal beeindruckt, weil sie auf riesige Wissensdatenbanken zurückgreift und durch langjähriges, sorgfältiges Training dieses Wissen eloquent wiedergeben kann, ist verständlich. Es ist vollkommen okay, sich verblüffen zu lassen. Nur sollten wir einer KI nicht die Entscheidungsgewalt übertragen und sie ohne menschliche Kontrolle auf die Gesellschaft loslassen.