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Ein soziales Medium für alle?

An der Diskussion über die Öffnung vom Fediverse hin zu Mikroblogging-Diensten wie Threads oder Bluesky wollte ich mich eigentlich nicht beteiligen. Erstens habe ich für mich schon eine Entscheidung getroffen und mögliche Kanäle/Bridges geblockt, zweitens konnte ich die Argumentation für die Verschmelzung von verschiedenen Diensten/Protokollen nie ganz nachvollziehen.

Nun hat sich aber Markus Reuter auf netzpolitik.org befleißigt eine Lanze für die Öffnung des ActivityPub-Protokolls insbesondere des Microblogging-Dienstes Mastodon zu schreiben und darauf möchte ich folgendes entgegnen…

Vielleicht fehlt es mir am Alpha-Männchen-Gen, das Menschen dazu bringt neben einen großen Haufen noch einen möglichst größeren zu setzen. So habe ich nicht verstanden, warum Bluesky überhaupt entstanden ist. Genauso gut hätte Jack Dorsey sich dem Fediverse und dessen Weiterentwicklung anschließen können, anstatt wieder ein eigenes Süppchen zu kochen, was nun aber doch irgendwie zusammen, verschmolzen, aber dann doch wieder nicht, aber auch nicht abgegrenzt, … Meine Güte, was für ein Murks. Ich entwickle mein eigenes Ding, um dann aber doch zu fusionieren, obwohl weder bei dem Einen noch bei dem Anderen alle Kinderkrankheiten ausgelotet, geschweige denn beseitigt sind. Dorsey hätte mit dem Anschluss und dem Weitertragen des Fediverses im amerikanischen Raum einen Platz für guten Datenschutz schaffen können. Stattdessen hat er es vorgezogen, einen Twitterklon zu erschaffen. Wer hat hier jetzt was verpasst? Ist wahrscheinlich so ein Alpha-Männchen-Ding, wer weiß!

Dass sich Threads entwickelt hat, ist dagegen sehr verständlich. Ein proprietäres Geschäftsmodell, dessen Vorteile der Reichweite und Synergien durch viele Herausforderungen und Nachteile immer mehr schwinden, versucht sich neu zu erfinden und alte Pfründe zu sichern. Die Ziele sind offensichtlich und kalkulierbar. Meta ist eine Datenkrake, die die Weltherrschaft anstrebt. Diese Einstellung und Strategie hat keinen Platz für Partner.

Ich gebe offen zu, dass ich mich in dem „Wohnzimmer“ Fediverse ganz wohl fühle. Ich bin aus guten Gründen aus anderen Sozialen Netzwerken weg und bereue oder vermisse nichts. Im Gegenteil, ich hatte noch in keinem Sozialen Medium so viel angenehmen und sinnstiftenden Austausch. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich die Grenzen des Fediverses je erreichen werde, da ist noch viel Luft. Aber gut, dies ist subjektiv. Zudem habe ich nie gehofft, in nur einem Sozialen Netzwerk, einer App, einem Dienst die eierlegende Wollmilchsau zu finden. Meines Erachtens kann/sollte man an verschiedenen Netzwerken teilnehmen. Was spricht dagegen?! Genau so wie das Fediverse nicht nur Vorteile hat, haben proprietäre Systeme nicht nur Nachteile. Die Vielfalt machts, Konkurrenz belebt das Geschäft.

Natürlich sehe ich den Idealismus, den Wunsch die gute Nachricht in alle Teile der Welt zu tragen in Markus Reuters Plädoyer. Diesen Wunsch habe ich auch. Was ich dagegen nicht teile, ist dieses „Jetzt oder nie“, die Druckkulisse, etwas zu verpassen, wenn nicht jetzt. Das Fediverse existiert nicht erst seit gestern und ich erinnere, dass auch Twitter lange brauchte, um sich zu behaupten und zwischenzeitlich immer mal wieder dem Tod näher stand als dem Leben. Expansion passiert nicht linear, sondern in Schüben, da sich Infrastruktur und Qualitätsmanagement mitentwickeln müssen. Das Qualitätsmanagement ist auch eben das Thema, das mir persönlich zu kurz kommt bei allem Pioniergeist und aller wunderbaren Vielfältigkeit.

Qualität im Sinne von Verlässlichkeit, Barrierefreiheit, Kompatibilität, Übersichtlichkeit, Benutzerfreundlichkeit muss weiter aufgebaut und konsolidiert werden. Ferner gibt es Fragen zur Nachhaltigkeit, Finanzierung und Zukunftsfähigkeit zu beantworten. Es nutzt niemandem etwas, wenn Instanzen aufpoppen und am nächsten Tag wieder verglühen. Und hier ist jeder gefragt! Builder, Kaufleute, Marketers, Designer, Texter, Journalisten, Übersetzer, … Lasst uns Arbeitsgruppen bilden! Jeder, der ein schönes Soziales Netzwerk haben möchte, sollte sich beteiligen.
Die langfristige Fusion mit anderen Diensten ist dabei eine Alternative. EINE Alternative, keine Endlösung und auch kein Allheilmittel!

Habt einen guten Tag im Fediverse!

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